Fahren ohne Magnet - warum ?

Praktisch alle heute produzierten und angebotenen Fahrzeuge besitzen Fahrwerksmagnete. Dies betrifft nicht nur Carrera, sondern nahezu alle Hersteller. Gelegentlich trifft man auch auf Lösungen, die den Abstand des Magneten zur Fahrbahnoberfläche variabel machen. Im Serienzustand besitzen diese Fahrzeuge normalerweise eine sehr hohe magnetische Anziehungskraft, durch die sie regelrecht an die Bahn gepresst werden. Dadurch lassen sich sehr hohe Kurvengeschwindigkeiten erzielen - dafür ist der Grenzbereich so gut wie nicht vorhanden: ist die Haftgrenze überschritten, fliegt das Slotcar aus der Spur - und zwar ohne Ankündigung und meistens mit heftigem Einschlag. Das eine Karosserie so etwas nicht ohne entsprechend üble Beschädigungen übersteht, ist klar. Darüber hinaus sind die Elektromotoren meist sehr hochdrehend, um den durch die Magnete hervorgerufenen hohen Fahrwiderstand zu überwinden. In der Folge erwärmen sich die Motoren durch diese starke Belastung, ebenso wird das Getriebe belastet. Nichtsdestotrotz kann der Einsatz von Slotcars mit Magnet trotzdem Sinn machen:

Das entfernen der Magnete bringt einige Vorteile: der Grenzbereich wird breiter, das Auto insgesamt besser kontrollierbar. Abflüge passieren nicht urplötzlich und unvorhersehbar, sondern kündigen sich durch einen Drift an. Mit etwas Geschick lässt sich das Fahrzeug wieder einfangen, und der Zeitverlust ist geringer als bei einem Abflug. Und wenn doch einmal ein Fahrzeug abfliegt, fällt dieser meistens sanfter aus, mit entsprechend geringeren Folgeschäden. Allerdings ist für das Fahren ohne Magnet der Einsatz eines anderen Netzteils mit geringerer Fahrspannung sehr sinnvoll.

Erster Schritt - Heckmagnet entfernen

Seit 2003 (Evolution) bzw. 2004 (Exclusiv) verfügen Carrera Fahrzeuge über einen zusätzlichen Magnet unter der Hinterachse. Glücklicherweise hat Carrera die Möglichkeit vorgesehen, den Heckmagnet ohne großen Aufwand zu entfernen. Der Magnet ist lediglich von unten angeschraubt, ein Öffnen des Fahrzeugs ist nicht erforderlich. Bei manchen Fahrzeugen liegt jetzt das Getriebe teilweise frei – in diesem Fall montiere ich die dünne Distanzplatte um das Getriebe vor Verschmutzung zu schützen:

Durch diese Maßnahme gewinnt das Fahrverhalten deutlich. Die Rundenzeiten werden natürlich langsamer - das Fahrverhalten im Gegenzug aber realistischer. Das Fahrzeug wird im Grenzbereich gutmütiger und verzeiht den einen oder anderen Fahrfehler durchaus.

Zweiter Schritt - der Mittelmagnet

Bis einschließlich 2006 waren die Mittelmagnete bei Evolution verschiebbar, seit 2007 sind sie durch unterlegen von Distanzplättchen nur noch höhenverstellbar. Im Normalzustand, also mit Heckmagnet, ist die Position des Mittelmagneten ziemlich irrelevant. Erst ohne Heckmagnet kommen die Möglichkeiten des Mittelmagnets voll zur Geltung: die Unterschiede zwischen Minimalposition und Maximalposition sind ziemlich deutlich groß, am besten selbst experimentieren. So ist es jetzt z.B. möglich, Leistungsunterschiede oder unterschiedliche gute Fahrkünste mittels der Magnetposition auszugleichen. Nahezu ideal ist es, den Schiebemagnet ganz nach vorne zu schieben (Evolution Fahrzeuge bis 2006) bzw. sämtliche Distanzplättchen zu entfernen (Evolution ab 2007, Exclusiv ab 2005).

Dritter Schritt - Fahren ohne Magnet

Das Entfernen des Magneten ist von Fahrzeugtyp zu Fahrzeugtyp unterschiedlich. Bei manchen lassen sie sich einfach unten herausziehen oder abschreiben, bei anderen muss die Karosserie abgeschraubt werden. Die Fahrt ohne Magnet gleicht jetzt zunächst einem Eiertanz. Daher ist es sinnvoll, das Fahrwerk mit Gewichten an den richtigen Stellen zu trimmen. Ich verwende dazu Blei, das mit der Schere auf die passende Größe geschnitten werden kann. Als Faustregeln gelten:

Bei Exclusiv Fahrzeugen reicht es aus, sämtliche Magnete zu entfernen. Das Anbringen von zusätzlichen Gewichten ist überflüssig, da diese Fahrzeuge ein ausreichend hohes Eigengewicht haben.

Befestigt werden die Zusatzgewichte normalerweise mit Sekundenkleber oder mit doppelseitigem Klebeband. Früher gab es im KFZ-Reifenhandel noch selbstklebende Trimmgewichte, die sich ebenfalls gut für Slotcars eignen:

Vierter Schritt - Verwendung von anderen Reifen

Beim Betrieb ohne Magnet kommt die serienmäßige Bereifung manchmal an ihre Leistungsgrenze. Für diesen Fall bieten viele Händler Reifen von Drittherstellern an. Die bekanntesten dieser Dritthersteller sind Ortmann, GP Supertires, sowie diverse Silikonreifen. Ein Nachteil der Ortmannreifen soll hier nicht verschwiegen werden: Sie polieren gewissermaßen die Bahn und verschlechtern dadurch den Grip für normalbereifte Fahrzeuge. Um für anders bereifte Fahrzeuge wieder Grip aufzubauen, muss man mit diesen ca. 50 bis 100 Runden fahren (die durchschnittliche Heimstrecke weist üblicherweise Rundenzeiten von unter 10 Sekunden auf, das Problem ist also trotzdem schnell gelöst).

Wichtig: Solange das Fahrzeug noch einen oder gar zwei Magnete besitzt, macht der Einsatz von anderen Reifen keinen Sinn ! Im Gegenteil, die Belastung für Motor und Getriebe erhöht sich durch die stärkere Bodenhaftung noch weiter. Schneller Verschleiß sowie Schäden sind die Folgen.